Nachhaltige Mobilität – über Gemarkungsgrenzen hinweg
Vierzehn Kommunen in der Ortenau nutzen die wirtschaftlichen und organisatorischen Synergieeffekte: Appenweier, Friesenheim, Gengenbach, Kehl, Lahr, Neuried, Offenburg, Rheinau, Schutterwald und Willstätt haben das Mobilitätsnetzwerk Ortenau gegründet. Achern, Oberkirch, Schwanau und Seelbach sind 2022 beigetreten.
Durch abgestimmte Maßnahmen werden die Nahverkehrsangebote künftig besser ineinander greifen. Bürgerinnen und Bürger sollen sich einfach und klimafreundlich in ihrer Kommune ‒ und auch zwischen ländlichen und städtischen Zentren fortbewegen. Durch den regelmäßigen Austausch und gemeinsame Planung minimieren die beteiligten Kommunen den Gesamtaufwand für Mobilitätsprojekte.
Das Mobilitätsnetzwerk ist bundesweit das erste seiner Art. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.
Förderung durch die Nationale Klimaschutzinitiative
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Förderung durch den badenova Innovationsfonds
Für eine erfolgreiche Klimawende braucht es neuartige Ansätze, alternative Methoden und Technologien. Die Umsetzung dieser Vorhaben scheitert jedoch oft an der fehlenden Wirtschaftlichkeit. Der Innovationsfonds der badenova aus Freiburg gibt zukunftsfähigen Ideen den nötigen finanziellen Spielraum. Mit dem Fonds macht das Unternehmen beispielhafte Klima- und Wasserschutzprojekte möglich – und setzt so Impulse für eine ökologische und nachhaltige Entwicklung in der Region.
Kommunen, Vereine, Schulen, Privatpersonen, Unternehmen oder andere Organisationen wie das Mobilitätsnetzwerk Ortenau profitieren von einer Förderquote von bis zu 50 Prozent und gezielter Vernetzung in der Region. 2024 bewarb sich das Mobilitätsnetzwerk erfolgreich um eine Förderung und erhielt grünes Licht. Bis voraussichtlich 2027 wird das Netzwerk mit finanziellen Mitteln aus dem Innovationsfonds gefördert und so einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität im Ortenaukreis leisten.
Alles Wichtige zum Netzwerk auf einen Blick
Unser Leitbild
Verkehrswachstum zu erwarten
Trotz einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung hin zu mehr digitaler Kommunikation und mehr Homeoffice, gehen nahezu alle Prognosen von einem Verkehrswachstum in den kommenden Jahren aus. Sollte dieses Wachstum ohne politische Einflussnahme erfolgen, wird durch eine einseitige Zunahme des motorisierten Individualverkehrs (MIV) die Lebensqualität für Bürgerinnen und Bürger in unseren Städten und Gemeinden stetig abnehmen. Um der wachsenden Mobilitätsnachfrage gerecht zu werden und gleichzeitig die negativen ökologischen und gesellschaftlichen Folgen abzuwenden, müssen Städte und Kommunen mit multimodalen Verkehrsangeboten reagieren.
Ländliche Regionen tragen die Verkehrswende
Aus Sicht des Mobilitätsnetzwerks gibt es einen klaren politischen Auftrag, derzeitige und künftige Verkehrsthemen zu behandeln. In den Unter- und Mittelzentren, kleineren Ortschaften in Randlage und im ländlichen Raum sind nachhaltige Lösungen in der Verkehrsplanung häufig komplexer als in den schon vielbeachteten (kompakten) Großstädten. Dabei kommt gerade den ländlichen Regionen sowie kleinen Städten und Gemeinden bei der Bewältigung der Verkehrswende in Deutschland eine tragende Rolle zu, da mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland dort lebt.
Zuerst das Angebot, dann die Nachfrage
Vor dem Hintergrund eines wachsenden gesellschaftlichen Bewusstseins über den hohen CO2-Ausstoß des Verkehrssektors werden Bürgerinnen und Bürger – auch des ländlichen Raums – künftig immer häufiger nach Alternativen zum MIV verlangen. Eine Befriedigung dieser wachsenden Nachfrage bedarf teils langfristiger Vorausplanung. Das Mobilitätsnetzwerk folgt zudem dem Prinzip „Ohne Angebot, keine Nachfrage“. Eine Änderung klimaschädlicher Mobilitätsgewohnheiten von Bürgerinnen und Bürgern kann es erst geben, wenn attraktive Alternativen bestehen. Anreize müssen geschaffen werden.
Gemeinsam sind wir stärker
Das Thema nachhaltige Mobilität muss also – auch trotz angespannter Haushalte – von Kommunalpolitik und -verwaltungen behandelt werden. Eine Zusammenarbeit im kommunalen Netzwerk kann dabei helfen Kosten zu sparen, Synergieeffekte bei Personalressourcen zu nutzen und macht einen Aufbau von Sharing-Systemen überhaupt erst möglich. Da die alltäglichen Wege der Bürgerinnen und Bürger häufig über die Gemeindegrenzen hinaus verlaufen, ist es unverzichtbar, regionale Lösungen voranzutreiben.
Leitfragen des Mobilitätsnetzwerks
- Wie kann die Mobilitätswende im ländlichen Raum bei gleichzeitig steigender Verkehrsnachfrage der Bürgerinnen und Bürger gelingen?
- Wie kann die Teilhabe an Mobilität für alle Bürgerinnen und Bürger bei gleichzeitiger Reduktion des MIV sichergestellt werden?
- Welche praktikablen Wege der Förderung klimafreundlicher Mobilität für Unter- und Mittelzentren sowie für den ländlichen Raum sollen eingeschlagen werden?
Das Mobilitätsnetzwerk sieht sich als eine Solidargemeinschaft mit den großen Kreisstädten als „Zugpferde“. Besonders für kleine und mittlere Kommunen ist es effizienter sich auf die Erfahrung aus dem Netzwerk zu stützen, als Alleingänge in der Bewältigung komplexer Problemstellungen anzustreben. Aber auch die großen Kreisstädte profitieren von der Förderung eines nachhaltigen Verkehrsangebots in den Herkunftskommunen vieler Einpendler. Die gemeinsame Arbeit spart dabei nicht nur Personalressourcen, sie wirkt auch nach außen: Kommunalpolitische Forderungen können durch das Netzwerk überzeugend gegenüber dem Landkreis und dem Verkehrsministerium artikuliert werden.
Unsere Schwerpunktthemen
Das Mobilitätsnetzwerk verfolgt mehrere Schwerpunktthemen, die von den Mitgliedskommunen mitgestaltet, fortentwickelt und ergänzt werden können:
- gemeinsame Radverkehrsplanung
- Stärkung des ÖPNV (durch Mobilitätsstationen und regionale Mobilitäts-App)
- kommunale Vorreiterrolle in nachhaltiger Mobilität
Vorteile der Netzwerkstruktur
- regelmäßiger, enger Austausch mit Mitgliedskommunen (Interessenausgleich zwischen großen und kleinen Kommunen)
- gemeinsame Planung über Gemarkungsgrenzen hinweg (praxisnahe Lösungen für Bürgerinnen und Bürger)
- Kostenersparnis durch Aufgabenbündelung (gemeinsame Ausschreibungen, Förderanträge etc.)
- Vereinheitlichung der Angebote durch flächendeckende Zusammenarbeit
- gemeinsames Marketing
- Einflussnahme auf Verkehrsentscheidungen in Kreis und Land
Exkurs zu derzeitigem Arbeitsschwerpunkt
Das Mobilitätsnetzwerk beschäftigt sich seit 2023 besonders intensiv mit dem Bau von Mobilitätsstationen. Bis zum Jahr 2030 soll ein Netz aus rund 150 Mobilitätsstationen in den Mitgliedskommunen existieren. Der Beginn des Planungs- und Bauprozesses bindet sehr viele Personalressourcen, sodass andere Schwerpunktthemen derzeit etwas in den Hintergrund getreten sind.
Der Bauprozess von Mobilitätsstationen stellt jedoch nicht das alleinige oder übergeordnete Ziel der Netzwerkarbeit an sich dar. Er dient allen teilnehmenden Kommunen gleichwohl bei der Schaffung von Mobilitätsalternativen für ihre Bürgerinnen und Bürger. Die Planungen im Netzwerk bieten eine solide Entscheidungs- und Planungsgrundlage, um die Kommunen bestmöglich dabei zu unterstützen, Stationen einzurichten.